Ein Hausmeister und viel mehr:

Seit 25 Jahren ist Herbert Schnee Hausmeister am Gymnasium Spaichingen. Der groß gewachsene Mann mit Vollbart, grau melierten Locken und einem Lächeln auf den Lippen gehört für Viele zur Schule wie der Dreifaltigkeitsberg zu Spaichingen. Am letzten Freitag im November wurde er von der Schulgemeinschaft des Gymnasiums in den Ruhestand verabschiedet.

Verabschiedung

Damit hatte Herbert Schnee nicht gerechnet, als er von seiner Nachfolgerin Heidi Ramadani mit dem Vorwand, es gebe ein technisches Problem, ins Schulgebäude gerufen wurde: In der Aula wartete die versammelte Schulgemeinschaft des Gymnasiums und begrüßte den künftigen Ruheständler mit herzlichem und lang anhaltendem Applaus.

„Er war offiziell Hausmeister, in der Realität aber Ratgeber, Helfer, Grenzenaufzeiger, Pädagoge, Schulsozialarbeiter und ganz vieles mehr“, fasste Schulleiter Jürgen Pach zusammen, was Herbert Schnee für die Schulgemeinschaft bedeutet hat. Schnee sei „ein ganz wichtiger guter Geist“ für die Schule gewesen, der sie zu mehr gemacht habe als einem Lernort, würdigte Pach die Rolle des scheidenden Hausmeisters für das Gymnasium.

„Sie werden uns hier sehr fehlen“, bedauerte Schülersprecherin Melissa Horras den Abschied Herbert Schnees in den Ruhestand und erinnerte daran, wie sehr der Hausmeister der Schülermitverantwortung (SMV) „mit Rat und Tat“ bei der Renovierung des SMV-Raums geholfen hatte. „Er war immer da, wenn man Hilfe gebraucht hat“ und habe die Schülerinnen und Schüler „mit unglaublich viel Einsatz, Geduld und Herz begleitet“, so die Schülersprecherin, die Herbert Schnee zum Abschied einen Geschenkkorb mit regionalen Leckereien sowie ein Rezeptbuch mit den Lieblingsrezepten aus allen Klassen des Gymnasiums überreichte.

Am Ende der Abschiedsfeier durfte sich jeder Schüler ein Vollkornbrötchen und einen Streuselkuchen aus dem Schul-Holzbackofen – „Herbertle“ ¬und „Schneetaler“ genannt – in die Mittagspause beziehungsweise auf den Nachhauseweg nehmen. Am Abend wurde Herbert Schnee auch im Kreise der Lehrerinnen und Lehrer sowie des Reinigungsteams der Schule verabschiedet.

Vita

Herbert Schnee wollte eigentlich Holzfäller in Kanada werden. Da die Ausbildungsstellen für Forstwirte Ende der 70er Jahre aber rar gesät waren und er nach der mittleren Reife noch zu jung für die Bundeswehr war, ging der heute 63-Jährige zur Polizei.

Nach der Ausbildung in Lahr war sein Arbeitsplatz das Polizeirevier Innenstadt in Stuttgart, wo er „vom Falschparker bis zum Mafiamord“ alles erlebt hat, auch das „Katz- und Mausspiel“ mit den Terroristen der Roten Armee Fraktion (RAF), nach denen damals gefahndet wurde. Als Polizist habe er sich als „Freund und Helfer“ verstanden und „war immer auf der milden Seite“, betont der gebürtige Denkinger.

Nach sechs Jahren im Polizeidienst wechselte Herbert Schnee dann doch in seinen Traumberuf und arbeitete in einem Forstbetrieb in Freiburg. Es folgte die berufsbegleitende Ausbildung zum Forstwirt beim staatlichen Forstamt Tuttlingen und schließlich ab 1994 eine Stelle im Spaichinger Wald – eine „tolle Zeit“, wie Herbert Schnee im Rückblick sagt.

Sie endete im Jahr 2000 aus gesundheitlichen Gründen. Von den beruflichen Möglichkeiten, die ihm die Stadt Spaichingen daraufhin anbot, entschied sich Herbert Schnee für die Hausmeisterstelle am Gymnasium und hat diese Wahl, wie er sagt, nicht bereut. Als Hausmeister arbeitete er mit drei Schulleitern zusammen: Rainer Eyrich, Michael Lamberty und Jürgen Pach. Neben seiner Tätigkeit am Gymnasium engagierte sich Herbert Schnee im Personalrat der Stadt Spaichingen und war lange Zeit Vorsitzender des Fördervereins „Freunde des Gymnasiums Spaichingen“.

Föhl